Sie haben einen Herzinfarkt erlitten, wurden mit Stents oder einer Bypass OP versorgt? Dann stellt sich gerade jetzt, wo der Frühling vor der Tür steht, für viele die Frage, ob und in welcher Form Reisen nach dem Herzinfarkt überhaupt noch möglich sind?
Herzinfarkt mit Ballondilatation: Patienten gelten nach 3 Tagen als flugtauglich
Herzinfarkt mit Stentimplantation: Patienten gelten nach 14 Tagen als flugtauglich
Herzinfarkt mit Bypass OP: Patienten gelten nach 2 bis 3 Wochen als flugtauglich, sollten jedoch Rücksprache mit ihrem Kardiologen oder dem flugmedizinischem Dienst halten
Ob Sie die Welt nach einem Herzinfarkt per Flugzeug, dem Schiff, der Bahn oder dem PKW erkunden wollen, es kommt auf die richtige Vorbereitung an.
Sprechen Sie mit ihrem behandelndem Arzt oder ihrem Kardiologen über die geplante Reise, das Reiseziel und die Art der Anreise sowie deren Dauer. Informieren Sie sich vorab über die Möglichkeiten der medizinischen Versorgung an ihrem Reiseziel.
Sind eventuelle Komplikationen nach ihrem Herzinfarkt aufgetreten sollten Sie auf jeden Fall die geplante Reise mit ihrem behandelndem Arzt oder ihrem Kardiologen besprechen.
Vorhofrhythmusstörungen (supraventrikuläre Tachykardien): Patienten gelten als bedingt flugtauglich und sollten anfallsunterdrückende Medikamente im Handgepäck mit sich führen
Kammerrhythmusstörungen (vetrikuläre Arrhythmien): Patienten gelten als bedingt flugtauglich. Im Vorfeld sollte ein Hypoxie-Test durchgeführt werden, mit dessen Hilfe eine Aussage zur Höhenverträglichkeit des Patienten getroffen werden kann
Herzschrittmacher: Patienten sollten vorab die Funktion ihres Herzschrittmachers überprüfen lassen, Das Mitführen des Herzschrittmacherausweises ist zwingend notwendig und sollte bei den Sicherheitskontrollen vorgezeigt werden
AICD Träger: Patienten gelten nach vorheriger Kontrolle ihres implantierten Defi´s als flugtauglich. Zu ihrer eigenen Sicherheit sollten Sie die Anschrift der Niederlassung ihres ICD-Herstellers am Urlaubsort ausfindig machen was bei eventuellen Ereignissen wichtig sein kann
Veränderungen des Luftdruckes innerhalb einer Flugzeugkabine können ebenso wie die geringere Sauerstoffsättigung des Blutes während des Fluges auch bei gesunden Menschen zu Problemen führen. Die Herzfrequenz steigt um etwa 5 bis 10 Prozent an, was dazu führt das mehr Blut durch den Kreislauf gepumpt wird. Der systolische Blutdruck kann unter Umständen leicht ansteigen wobei die Blutgefäße in Folge des leichten Sauerstoffmangels weit gestellt sind. Bei Menschen mit schweren Herzerkrankungen kann dies zu Problemen führen.
Anforderungen für Flugreisen nach einem Herzinfarkt
Sie können 100 Meter beschwerdefrei und ohne Hilfe gehen?
Sie können 10 bis 12 Stufen ohne das Symptome auftreten steigen?
Dann steht einer Flugreise eigentlich nichts im Wege wenn Sie im Vorfeld einen Gesundheitscheck haben durchführen lassen und ihre Notfallmedikamente (Nitrolingual-Spray) im Handgepäck bei sich führen.
Bei einem eventuellem Einsatz von Nitro-Spray an Bord eines Flugzeuges in Reisehöhe sollten Sie bedenken, das die Wirkung, in Folge der sich veränderten Sauerstoffsättigung sowie der daraus resultierenden veränderten Kreislaufsituation, eine andere ist als am Boden. In der Regel reicht die Gabe eines Hub Nitro-Sprays um die erwünschte Wirkung zu erzielen.
Um sicher stellen zu können das fehlende Medikamente am Urlaubsort nachgekauft werden können, sollten Sie sich anstatt des ihnen bekannten Präparatenamens den enthaltenen Wirkstoffnamen notieren. Auf diese Art lassen sich im Ausland anders benannte Medikamente leichter identifizieren.
Bedenken Sie auch, das es im Ernstfall zu Arztbesuchen oder Krankenhausaufenthalten kommen kann welche sehr kostenintensiv sein können. Der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung sowie einer Reiserückholversicherung erscheint in diesem Zusammenhang sinnvoll.
Sie sind Marcumarisiert?
Dann bedenken Sie bitte, dass es in Folge des sich veränderten Klimas, der Ernährungsumstellung aber auch durch den Wegfall der Alltagsbelastung zu Veränderungen der Wirkung Blutgerinnungshemmender Medikamente kommen kann. Messen Sie aus diesem Grunde bitte vor Antritt der Reise und im weiteren Verlauf ihres Urlaubes den INR Wert öfter als in den heimischen Gefilden.
Gut vorbereitet in den Urlaub
Um den bevorstehenden Urlaub in vollen Zügen genießen zu können sollten Sie der Urlaubsvorbereitung die nötige Aufmerksamkeit schenken.
Lassen Sie im Zweifelsfall auch den letzten Arztbericht ins englische Übersetzen um für den, hoffentlich nicht eintretenden, Ernstfall gut gerüstet zu sein.
Sollten Sie eine Reise mit dem Auto planen, gönnen Sie sich zwischendurch ausreichend Möglichkeit zur Erholung anstatt im Akkord Kilometer zu reißen.
Einem Urlaub nach einem Herzinfarkt steht bei guter Vorbereitung nichts im Weg.
– lassen Sie einen Check-Up durchführen
– notwendige Medikamente im Handgepäck und nicht im Koffer mit sich führen
– eine Liste der einzunehmenden Medikamente machen. Dabei die Wirkstoffnamen anstatt der Präparatenamen notieren
– lassen Sie sich Zeit bei der Anreise. Stress killt nicht nur die Urlaubsfreude!
– informieren Sie sich über die medizinische Versorgung vor Ort
– lassen Sie den letzten Arztbericht ins englische Übersetzen
– denken Sie bei langen Flug, – Bahn- oder Autoreisen an die Thromboseprophylaxe
– trinken Sie mindestens ein Glas Wasser pro Stunde
– Wassersport (Surfen, Wasserski, u.ä.) kann gefährlich werden, da mit einem plötzlichem Wechsel von warmer Luft in kaltes Wasser gerechnet werden muss
– Ski fahren? Der schnelle Transport per Lift kann zu einem Absinken der Sauerstoffsättigung sowie einem Anstieg der Pulsfrequenz führen
– beachten Sie bei sportlichen Aktivitäten ihre Pulsfrequenz. Bis 6 Monate nach einem Herzinfarkt nicht höher als 120 Schläge pro Minute. Alles was länger als 6 Monate zurück liegt verträgt auch bis zu 150 Schläge pro Minute
Genießen Sie die schönste Zeit im Jahr.
Wir, gerade aus dem Oman zurück, wünschen Ihnen einen schönen Urlaub.