Die Insuffizienz der Herzinfarktnachsorge

In Deutschland erleiden circa 280.000 Menschen im Jahr einen Herzinfarkt von denen rund 52.000 diesen nicht überleben. Die Summe der Herzinfarkte sowie die Sterblichkeitsrate sind seit Jahren rückläufig was der Gesetzgeber auch mit den verschäften Gesetzen zum Verbraucherschutz (Thema Rauchen: Warnhinweise oder Nichtraucherschutz) in Verbindung bringt.

Vieler Orts wurden Herzinfarkt-Netzwerke ins Leben gerufen welche dafür Sorge tragen sollen die Handlungsabläufe, vom Eingang des Notrufes, über die notärztliche Versorgung bis zur Aufnahme im Krankenhaus sowie der dort stattfindenden Versorgung des „Patienten“, nach festgelegten Standards zu organisieren. Die schon am Ort des Geschehens eingeleiteten Maßnahmen der Erstversorgung stellen, nach Diagnosestellung „Herzinfarkt“, das erste Glied einer standardisierten Versorgungskette dar in welcher ganz klare Vorgehensweisen definiert sind.

Erstmaßnahmen am Ort des Geschehens

  • Lagerung mit angehobenem Oberkörper
  • Sauerstoffzufuhr über eine Nasensonde
  • Legen eines venösen Zuganges, um darüber Medikamente zu verabreichen
  • Anschließen des Patienten an ein EKG bzw. Monitor mit Überwachung der Herzfrequenz, des Herzrhythmus, der Sauerstoffsättigung und des Blutdruckes
  • DefibrillationBehandlungsmethode bei der mittels Stromstößen versucht wird lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen zu behandelnsbereitschaft des Rettungsteams

Die im akuten Stadium, während der Erstversorgung durch den Notarzt, zum Einsatz kommenden Medikamente (Nitroglycerin, ASS, Heparin,Clopridogel und Morphin) werden im Bedarfsfall mit Medikamenten zur Regulierung der Herzfrequenz oder der Behandlung von Übelkeit und Erbrechen ergänzt.

Seit Absetzen des Notrufes steht ein Zeitfenster von 90 Minuten zur Verfügung  in dem der „Patient“ in die nächst mögliche kardiologische Klinik gebracht werden kann um dort die eingeleitete Herzinfarkttherapie fortzuführen.

Wiedereröffnung des betroffenen Herzgefäßes (Reperfusionstherapie)

  • Koronarangiografie
  • Ballondilatation/PTCA
  • Stentimplantation

Bei der Reperfusionstherapie wird die Arterie des Handgelenkes oder der Leiste punktiert um somit einen Zugang zu schaffen über den ein sogenannter Ballondilatationskatheter zu der Stelle vorgeschoben wird an dem dsich die Verengung des Herzkranzgefäßes zeigt. Unter hohem Druck (6 bis 20 bar) wird der Ballon entfaltet und somit der Versuch unternommen die Verengung zu weiten um anschließend den Stent platzieren zu können der das vorab verengte Lumen offen halten soll.

Sollte die nächst mögliche Klinik angefahren werden welche nicht mit einem Herzkatheterplatz ausgestattet ist so wird hier der „Patient“ stabilisiert und gegebenenfalls in eine kardiologische Klinik weiter verlegt. Sollte eine Verlegung nicht möglich sein wird eine Versorgung mittels konservativer Thrombolyse angeregt bei der mit Hilfe von intravenös verabreichten Medikamenten der Versuch unternommen wird den Verschluß des Herzkranzgefäßes durch Auflösen des „Blutgerinnsels“ zu beseitigen.

Im Anschluß an die invasive oder medikamentöse Maßnahme erfolgt eine Intensivmedizinische Überwachung des „Patienten“ für mindestens 48 bis 72 Stunden bei der ein kontinuierliches Monitoring der Herzfrequenz sowie des Blutdruckes und eventuell auch der Sauerstoffsättigung erfolgt. Wichtig ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, da für die Darstellung der Gefäße ein Röntgenkontrastmittel eingesetzt wird, welches über die Nieren wieder ausgeschieden werden soll.

Von nun an heißt es: Medikamente einnehmen

 

Zur weiterführenden Therapie eines Herzinfarktes gehört die weitere medikamentöse Versorgung mit, nach internationalem Standard definierten, Medikamenten die entweder lebenslang oder nur für einen Zeitraum von vier Wochen bis 12 Monaten nach Stentimplantation eingenommen werden müssen.

Medikamentöse Therapie

  • Betablocker
  • Azetylsalizylsäure (ASS)
  • Clopidogrel, Ticlopidin (sog. „Superaspirine“) bis 12 Monate nach Stentanlage
  • Cholesterinsenker (Statine)
  • ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten

Die weitere Verweildauer innerhalb der Klinik kann zwischen 7 und 14 Tagen betragen.

Für die meisten Kliniken endet spätestens nach Verlegung des „Patienten“ von der Intensivstation auf die periphere Station ihres Krankenhauses der standardisierte Prozess obwohl die bislang durchgeführten invasiven und eingeleiteten medikamentösen Therapien nur ein Segment der Herzinfarkttherapie abdecken.

Probleme in der Herzinfarktnachsorge

 

Im weiteren Verlauf des stationären Aufenthaltes zeigen sich nun die qualitativen Unterschiede im Versorgungsspektrum der einzelnen Kliniken insofern das sich für die meisten Krankenhäuser der Begriff „Patientenbetreuung“ auf die Versorgung im Herzkatheterlabor und anschließender intensivmedizinischer Überwachung konzentriert wobei auf die im peripher-stationären Bereich anzusiedelnden Bereiche wie psychologische Betreuung der Betroffenen, Unterstützung oder Beratung zur Änderung der Lebensweise (Ernährungsberatung, Rauchentwöhnung) oder Fragen zur weiteren an den Klinikaufenthalt anschließenden Maßnahmen vollkommen in Vergessenheit geraten oder während der Visiten nur angesprochen werden können.

Zum Gesamtkonzept einer Klinik, welche sich durch die Einrichtung eines Herzkatheterplatzes einen Ruf als kardiologisches Versorgungszentrum erwerben will, sollte immer auch ein weiterführendes Angebot gehören welches mit den Klinikleitbildern, in denen von „Spitzenleistung“ und individueller, ganzheitlicher Versorgung“ gesprochen wird, in Einklang zu bringen ist.

Stichwort: Psychokardiologie

Psychokardiologie

  • Erhebung der Krankheitsgeschichte inklusive psychischer Belastungen oder Erkrankungen
  • Training in Stressbewältigung
  • Ernährungsberatung
  • Gewichtsreduktion
  • Sporttherapie (ggf. mit Monitorüberwachung)
  • Optimierung der Blutdruck- und ggf. Blutzuckereinstellung
  • Physikalische Therapie
  • Krankengymnastik
  • Entspannungstraining
  • Je nach Indikation Einzel- oder Gruppenpsychotherapie

Die meisten der, unter dem Stichwort Psychokardiologie, aufgeführten Inhalte werden erst in der anschließenden Rehabilitationsmaßnahme aufgegriffen bis zu deren Beginn in der Regel ein Zeitfenster von 14 Tagen liegt in denen zumindest schon der Grundstein hätte gelegt werden können.

Author: admin

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