Da war ich nun. Angekommen auf der Intensivstation des Krankenhaus Nauen.
Bettlägerig, einen Druckverband in meiner rechten Leiste, EKG Monitoring, Pulsoxymeter, Sauerstoff und eine sich selbst aufpumpenden Blutdruckmanschette um meinen linken Oberarm liege ich in einem Zweibett-Zimmer und harre der Dinge die da kommen.
Der Sensenmann musste sich in Geduld üben und noch einige Runden an anderen Orten drehen bevor er mich beim Charon abgeben könnte der mich, wenn er seinen Obolus erhalten hatte, in die Unterwelt übersetzen würde.
„Was machts du denn hier, mitten in der Nacht!“ waren die Worte mit denen mich die diensthabende Ärztin der Intensivstation begrüßte und mir mitteilte, das an der Tür Damenbesuch darauf lauerte sich davon zu überzeugen das es mir gut ginge. Es ging mir gut! Ob es daran lag das ich mich ob der Tatsache der lockeren Begrüßung wiederholt in Sicherheit wähnte oder am verabreichten Morphin ist nicht mehr nachvollziehbar.
Meine Lieblingsfrau und ihre Schwester, meine Trauzeugin, drangen zu mir ans Bett vor, rangen mit den Tränen, freuten sich mich noch unter ihnen zu wissen und mussten nach gefühlten 10 Sekunden auch schon wieder gehen.
Ich blieb zurück, machte das einzig richtige und schlief solange es die sich selbst aufpumpende Blutdruckmanschette duldete. Zwischen den Messintervalle wurde ich mit den mahnenden Worten geweckt für eine ausreichende Diurese sorgen zu müssen um das Kontrastmittel auszuspülen. Wenn nicht wird Katheterisiert. Das sass. Bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit wurde getrunken.
Der Sonnabend zieht an mir vorbei. Mein Zimmergenosse, ebenfalls einem Herzinfarkt zum Opfer gefallen, hält es ebenso und verschläft fast das ganze Wochenende. In unseren Wachphasen schaffen wir ne kleine Wäsche, nen kleinen Happen sowie einen kleinen Besuch unserer Angehörigen.
Sonntagfrüh begrüßt uns der Physiotherapeut mit der Ansage gerne mit uns den Flur rauf und runter laufen zu wollen, was jedoch für mich ausfällt da ich auf die Peripherie verlegt werde.
Was hätten wir laufen können bis zur Verlegung. Im Rollstuhl erfolgt mein Abtransport von der Intensivstation und mit der Verabschiedung vom Personal verabschiedet sich auch mein Gefühl der Sicherheit.
Ich dreh mich noch um in der Hoffnung es hinter den sich schließenden Türen des Fahrstuhles sehen zu können um es dazu bewegen zu können mit mir zu kommen. Nichts. Spätestens in dem Moment als sich die Fahrstuhltür wieder öffnet und die für mich zuständige Schwester fragend die Gänge entlang schaut und mich fragt wo wir denn lang müssen, ist mir klar das die mich bis vor kurzem noch im Arm haltende Sicherheit nicht mehr Teil meines Lebens ist.
Es grüßt, der „Herzkasper“