Nach dem Infarkt ist vor dem Infarkt

Mein Leben nach dem Herzinfarkt gestaltet sich vollkommen anders als jenes welches ich vor dem Ereignis geführt habe. Zum einen liegt es daran, das dieses Ereignis sich für mich als ein lebensbedrohendes darstellte und sich meiner Meinung nach der Sensenmann schon um unser Haus bewegte. Zum anderen liegt es daran, das eine Zeit von sechs Wochen zwischen den notwendigen Stentanlagen liegt, welche es zu Überbrücken gilt.

Um es auf den Punkt zu bringen, habe ich mir in Bezug auf die Nachsorge von Herzinfarktpatienten im Krankenhaus Nauen wesentlich mehr versprochen. In Zeiten in denen Qualitätsmanagementsysteme im Gesundheitswesen einen hohen Stellenwert genießen und sich in der ambulanten & stationären Alten- und Krankenpflege längst etabliert haben scheinen im Klinikalltag andere Gesetze zu herrschen.

Hier scheint die Uhr der Zeit des „still, satt und sauber“  im Pflegebereich sich munter weiter zudrehen. Die Glocken, welche in der sich außerhalb der Klinik verändernden Pflegekultur, läuten verhallen ungehört. Es existieren pflegerische Parallelwelten in denen sich die eine auf dem Weg zur Professionalisierung der Pflege munter weiter in Richtung eines eigenständigen Berufsbildes entwickelt, während die andere es sich in der historischen Hängematte bequem macht.

Von einzelnen Personen abgesehen werden im klinisch, peripher stationären Bereich althergebrachte Werte- und Moralvorstellungen gelebt die sich zum Beispiel in einer nicht oder grundsätzlich fehlerhaft sich darstellenden Arzt-Patient-Kommunikation ausdrücken. Hierarisch von oben nach unten, die Definition „Patient“ als „den Hilfesuchenden“ umschreibend endet die seitens des Arztes in Richtung „Patient“ stattfindende Kommunikation in der Umschreibung dessen was bisher an medizinischen Interventionen gelaufen ist, zu welchem Ergebnis man gekommen ist, der Definition einer Diagnose sowie mahnender Worte in Richtung des bisherigen Lebenswandels und das dieser sich zukünftig zu ändern hat.

Nach dem professionellem Einstieg in der Funktionsdiagnostik sowie dem Aufenthalt auf der Intensivstation des Havelland Klinik Nauen war zu erwarten, das ein aufklärendes Gespräch zur Situation und der daraus resultierenden physichen und psychischen Belastung erfolgt. Eine Analyse der bisherigen Lebensgewohnheiten in Bezug auf die Jobsituation, der Ernährung, dem Suchtverhalten, dem persönlichem Umfeld oder den sportlichen Ambitionen hat ebenso nicht statt gefunden.

Die Einrichtung eines Herzkatheterplatzes macht noch keine kardiologische Klinik.

Einmal am Tag physiotherapeutische Bewegungsübungen im Patientenzimmer als Dehnübung für die sich daran anschließende Tour durch die Klinikflure und Treppenhäuser als Vorbereitung auf das Leben nach dem Infarkt?

Es scheint als würde man sich hier auf die sich anschließenden Reha-Einrichtungen und niedergelassenen Kardiologen und Hausärzte verlassen, bzw die Verantwortung in Puncto Nachsorge auf die sich anschließend beteiligten Einrichtungen übertragen.

Was bleibt, ist eine Schei..angst während der nächsten fünf Wochen das gesunde Mittelmaß nicht zu finden und dem entsprechend an einem zu wenig zu verzweifeln, bzw an einen zu viel zu sterben.

Nach dem Infarkt ist vor dem Infarkt, eben nur mit dem Unterschied das mir der Zeitpunkt meines ersten Infarktes nicht bewusst war während ich, in dem Bewusstsein das noch ein Gefäß zu 70 Prozent verschlossen ist, nun täglich damit rechnen kann.

Grüße vom „Herzkasper“

Author: admin

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