Die Zeiten in denen ich von unserer auf vier Pfoten durch das Haus schleichenden Katze geweckt wurden sind vorbei. 269 Tage nach meinem Infarkt habe ich eine neue Tätigkeit in einem äußerst angenehmen und professionellen Umfeld begonnen.
Den Job welchen Charlotte in den vergangenen 9 Monaten übernommen hatte erledigt jetzt meine Lieblingsfrau auf eine, wie ich finde wesentlich angenehmere Art und Weise. Sie weckt mich, ruhig, zärtlich und liebevoll und steht nicht wie Charlotte auf kätzisch brüllend vor der Haustür in der Hoffnung das diese sich öffnet oder sich jemand erbarmt dies zutun.
Seit Anfang des Jahres nehme ich an einer Fortbildung zum Qualitätsmanagementbeauftragten (QMB) teil, der zweimal pro Woche nachmittags an einer für die Qualifikation im Gesundheitswesen renommierten Akademie stattfindet.
Qualitätsmanagement scheint jedoch nicht deren Schwerpunkt, obwohl auch diese Institution sich mit Zertifikaten und Auszeichnungen schmückt.
Ob der Kurs tatsächlich startet haben die Teilnehmer erst vier Tage vor dem offiziellem Termin erfahren.
Der laufende Unterricht wird gestört um Details, welche man in einer Info-Mappe hätte aushändigen können, mit den Teilnehmern zu besprechen.
Der erste Eindruck der Teilnehmer in Bezug auf die Organisation der Einrichtung war verheerend, was sich im Verlauf des Kurses auch nicht besserte. Eine DIN 9001 zertifizierte Einrichtung welche scheinbar chaotisch organisiert, Kurse veranstaltet in denen den Teilnehmern die Organisation von Projekten, deren Ausgestaltung und Umsetzung nahe gebracht wird und selbst den Anschein erweckt als wäre gerade eben einem Mitarbeiter etwas eingefallen das er den Teilnehmern gleich und sofort mitteilen müsste.
Der Dozent, ein Meister seines Fachs, ohne Fehl und Tadel, in der Lage auf Grund seines weitreichenden Fachwissens Menschen neben den Inhalten der DIN Normierungen auch die freie Rede beizubringen, der einzige dem man ein strukturiertes arbeiten nicht nur anmerkt sondern auch abnimmt.
Wir stehen als Kurs kurz vor der Prüfung zu der wir die von uns eingereichten Facharbeiten vor der Gruppe und Vertretern der Einrichtung verteidigen müssen.
Auf eilig zusammen kopierten, losen Blättern wurde uns der Umfang der Arbeit, deren Formatierung und Struktur dargelegt.
Wir haben geliefert. Jeder mit einem eigens auf ihn zugeschnittenem Thema, wurde daraus ein Projekt geplant, beschrieben, ausgearbeitet und mit Diagrammen gefüllt.
Diese Arbeiten heißt es nun zu präsentieren. Ob mit Power Point oder anderen Präsentationstechniken obliegt den Teilnehmern welche zum größten Teil zwar seit Jahren schon als QMB´s in ambulanten Diensten oder stationären Einrichtungen tätig sind, jedoch unerfahren in der Präsentation der von ihnen geplanten Projekte unter Zuhilfenahme moderner Medien.
So werden Folien gefüllt mit Text wie die Seiten eines Buches, die den Zuhörer vom zuhören ablenken, da dieser mit dem Lesen der Folien beschäftigt der freien Rede des Präsentierenden keine Aufmerksamkeit mehr schenkt.
Hauptsache die animierten Textbausteine fliegen ein, blitzen auf und rotieren ins Bild, ziehen die im Podium sitzenden in ihren Bann und entertainen das Publikum.
Als letzter derer, die diesen Kurs „erfolgreich“ absolvieren um sich anschließend mit Projektplanungen zum Wohle der Patientenversorgung zu beschäftigen, darf ich mir alle Präsentationen anschauen, auf mich wirken lassen um mich dann der dem Ende der Prüfung entgegenfiebernden Meute zum Fraß vorwerfen zu lassen.
Prüfungen, und schon gar nicht wenn diese mit Präsentationen und anschließender Fragerunde einhergehen, gehören nicht zu den Veranstaltungen auf welche ich mit Freude hinarbeite.
Der Countdown läuft. Um 09:00 Uhr geht´s los. Ich drück uns die Daumen. Alles wird gut.